Montag, 26. Dezember 2016
sw, 02:20h
Damals trafen wir uns zum Spielen in Räumen,die weit unter unserem Haus lagen. Ich war noch sehr klein,deshalb klingt das ein bisschen märchenhaft. Ich meine nicht den Keller,sondern die Räume unter dem Keller. Wir Kinder sprachen damals von der Welt unter der Welt,oder Welt hinter der Welt,für Kinder ist ja die Sprache oft noch mehr Spielzeug als Mittel zum Zweck.Die Treppe unter dem Keller war wie ein bodenloser Brunnen.Manchmal sind wir stundenlang die Stufen hinuntergerannt und irgendwann wurde aus dem Laufen ein Gleiten,wir konnten uns auf diese Weise noch schneller auf und abwärts bewegen,aber auch seitlich in die vom endlosen Brunnen abgehenden endlosen Tunnel.In meiner Vorstellung sehe ich immer ein Blatt Kästchenpapier,und dann wachsen auf manchen Kästchen Türme nach oben oder unten,und so geht das immer weiter.Dort unten,so haben die großen Leute erzählt,gibt es ganze Städte,die so groß sind wie eine Handfläche, es fällt aber nicht weiter auf, weil Worte wie groß oder klein oder kleiner oder grösser keine Bedeutung mehr haben,je weniger desto tiefer man kommt,vielleicht waren wir auch die großen Leute und die großen Leute waren die kleinen Leute.Manche von den großen oder kleinen Leuten meinten sogar,man könnte auf einer einzelnen Haarspitze ganze Städte oder Kontinente finden,und wenn wir Kinder dann gefragt haben,ob denn auch auf den Haarspitzen der Leute, die in den Städten oder Kontintinenten oder Planeten oder Universen auf unseren Haarspitzen wohnen,wieder ganze Städte oder Kontinente oder Planeten oder Universen zu finden sind,haben die Leute nur gelächelt,mit den Schultern gezuckt und manchmal gelangweilt "warum denn nicht" geantwortet, es war natürlich auch eine kindisch alberne oder greisenhaft verwirrte Frage,genau wie die Frage nach der Zahl der Haarspitzen in den Städten auf den Haarspitzen und so weiter und so fort,einer von den Leuten sagte dazu nur,diese Frage sei genauso interessant wie irgendeine Zahl zu nehmen und immer wieder mit sich selbst zu multiplizieren,genauso könnte man Haarspitzen und Universen zählen,wer hat denn schonmal nur die eigenen Haare gezählt,das ist doch sehr langweilig und wenn man sich verzählt fängt man wieder vorn an.Natürlich gibt es,so meinten die Leute, in manchen der Welten sicher auch Welten,wo die Leute damit beschäftigt sind Haare zu zählen und immer riesigere Zahlen mit sich selbst zu multiplizieren,aber das wäre sicher die allerlangweiligste aller Welten und wir sollten uns zum Spielen lieber andere Welten suchen.